Kulturschock

 


Das Gehirn reagiert auf einen Schock immer gleich. Zunächst springt es aus einer stabilen Phase in eine aktive Phase, fällt dann ab in eine passive Phase, und erreicht dann nach einer Erholungsphase eine neue stabile Phase. Danach hat der Mensch hat etwas dazugelernt. Wie lange dieser Ablauf dauert hängt ab von der Intensität des Schocks. Aktive und passive Phase können nach einem Zehntel einer Sekunde vorbei sein oder zwei bis drei Jahre dauern.

Wenn ein Schock von einer kulturellen Erfahrung ausgelöst wird, spricht man von einem Kulturschock. Wer von sich behauptet er habe keinen Kulturschock, dem fehlt die nötige Selbstwahrnehmung.

 



Kulturschock, ja gern.

(28. Februar 2018)

Ein Kulturschock ist das leichte Kribbeln der Unsicherheit, das wir empfinden, wenn wir uns nicht ganz sicher sind, ob wir eine Situation richtig einschätzen. Das Wort 'Schock' mag dabei übertrieben klingen aber wissenschaftlich gesehen ist es genau richtig, denn unsere Seele reagiert auf diese Verunsicherung genauso wie auf jeden anderen Schock auch.

 

Je nach Persönlichkeit und Lebenserfahrung, reagieren wir auf dieses Kribbeln in unterschiedlicher Weise. Die einen freuen sich darüber und reagieren mit Vorfreude auf das, was kommt. Den anderen ist dieses Gefühl unangenehm und sie gehen in eine Abwehrhaltung. Im Laufe des Lebens wird dann jeder zum Profi dessen, womit er auf dieses Anfangskribbeln reagiert.

 

In unserer frühesten Kindheit werden wir für die eine oder andere Seite konditioniert. Ob Vorfreude oder Abwehrhaltung die erstrebenswerte Reaktion ist, gucken wir den Erwachsenen ab. Aber bedeutet das nun, dass wir uns mit dieser Vorgabe abfinden müssen? Nein, ganz und gar nicht. Wir können zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens beschliessen, auf die andere Seite zu wechseln, in dem wir uns umkonditionieren.

 

Für eine solche Umkonditionierung übt man zunächst die Wahrnehmung des Kribbelns und anschliessend den Erfolg im positiven Umgang damit. Das Resultat ist eine positive, auf Selbstvertrauen basierende Lebenseinstellung, mit der man nicht nur das tägliche Leben verbessert, sondern sich gleichzeitig ein Stück Freiheit in der Globalisierung erarbeitet.

 


Wirklich kein Kulturschock?

(14. Februar 2018)

In Deutschland treffe ich immer wieder auf Menschen, die mir aus tiefster Überzeugung sagen, das Gefühl des Kulturschocks sei ihnen unbekannt und sie seien offen für Diversität. Das macht mich jedes Mal ein bisschen betroffen, denn es bedeutet, dass diese Menschen für diese Art ihrer eigenen emotionalen Reaktion kein Bewusstsein haben. Das ist ungefähr so, als würde jemand sagen er könne nicht sehen oder hören. In diesem Vergleich ist ein Kulturschock gleichzusetzen mit einem sehr grellen Licht oder einem ohrenbetäubenden Knall.

 

Wer besonders gute Augen oder Ohren hat, der leidet unter solchen extremen Einwirkungen besonders. Nur wer blind oder taub ist, leidet unter grellem Licht und starkem Lärm nicht. Genauso ist es mit den über 2,000 Kulturen in der Welt. Von den Unterschieden nicht betroffen sein zu können, bedeutet seine eigenen emotionalen Reaktionen nicht wahrnehmen zu können. Wer das aber nicht kann, der kann auch nicht für sich sorgen, wenn er einen Kulturschock erlebt. Aber egal ob bewusst oder unbewusst, Kulturschocks bedeuten Stress, und Stress bedeutet Belastung. Das haben die deutschen Krankenkassen mittlerweile alle bemerkt. Darum bin ich betroffen. Ich wünschte mir, dass die Menschen in Deutschland für dieses ihrer Gefühle sensibilisiert würden und wüssten, wie sie für sich sorgen können, wenn es auftritt.

 


Weblinks